Mein Viertel. Eine besondere Kunst, die alle irgendwie miteinander verbindet. Jeder kommt aus überall. Fast jede Nationalität ist vertreten. Egal ob Türken, Russen, Ghanaer, Marokkaner oder Deutsche. Wir haben hier Schulen, Kitas, Kinder – und Jugendtreffs. Wir sind die Nordstadt.
Mein Name ist Boatema und lebe mein ganzes Leben schon in Dortmund. Die Frage stellt sich vielleicht, in welchem Viertel wohne ich denn überhaupt? In der Dortmunder Nordstadt. Die gute Nordstadt ist ein Viertel, das von Außenstehenden oft als „Ghetto“ betrachtet wird. Ob das in der Nordstadt lebende Menschen genauso sehen, wie zum Beispiel ich?
Ich finde, die Nordstadt ist ein Ort, wo sich Menschen aus den verschiedensten Migrationshintergründen zusammenfinden können, ohne direkte Konflikte miteinander haben zu müssen. Es ist ein Ort, an dem die Menschen sich teils sehr verbunden fühlen. Das macht meiner Meinung nach die Nordstadt zu etwas Besonderem, auch wenn es hier und dort Vorurteile gibt, die sich teils leider auch bestätigen. Trotzdem ist dies ein einzigartiger Ort zum Leben.
Ich wohne in der Nähe vom Fredenbaum. Das ist ein großer Park, man könnte fast schon Waldstück dazu sagen, wo man ideal mit seinem Kind hingehen kann zum Spielen, Fahrrad fahren, das Big Tipi (ein outdoor Kinder- und Jugendspielplatz mit verschiedensten Aktivitäten) zu besuchen oder einfach zu entspannen. Ich finde das Wohnen hier sehr entspannt, und ich fühle mich sehr wohl hier. Es ist sogar relativ ruhig, was man von der Nordstadt nicht unbedingt erwarten würde. Und die Aussicht, wenn auch nicht die beste, ist doch sehr angenehm und grün. Ich fühle mich in diesem Viertel auch relativ sicher. Selbstverständlich gibt es Einbrüche oder laute, betrunkene Menschen, jedoch könnte ich mir nicht vorstellen, in einem anderen Stadtteil zu wohnen.
Meine Nachbarn sind auch alle Kunterbunt, wenn ich das so sagen darf. Und sie sind auch sehr sympathisch, was ich sehr an ihnen schätze, da es nicht unbedingt eine Selbstverständlichkeit ist, nette Nachbarn zu haben. In meiner Umgebung gibt es mehrere Döner – und Pizzaläden. Es ist ebenfalls nicht selbstverständlich so viele solcher Lokalitäten direkt im eigenen Wohnumfeld zu haben. Ich brauche nicht mal 10 Minuten, um sie zu Fuß zu erreichen. Sehr praktisch, wenn man mich fragt.
Ebenfalls haben wir hier mehrere Parks in der Nähe des Fredenbaums, wo sich die Kinder aus dem Viertel – denn hier wohnen sehr viele Familien – bis zum Abend austoben können. Wie ich schon erwähnt habe, gibt es auch Kinder- und Jugendtreffs in unserer Nähe und ich besuche häufiger den Kinder- und Jugendbereich des Keuninghauses. Dieser Treffpunkt ist auch einer meiner Lieblingsplätze, den ich schon seit mehr als sechs Jahren mehr oder weniger regelmäßig besuche. Dort habe ich auch schon meine Lieblingsmitarbeiter, die mir sehr ans Herz gewachsen sind. An diesem Ort ist gefühlt jede Nationalität vertreten, an die man denken könnte, was ebenfalls die Vielfalt der Nordstadt zeigt.
Die Nordstadt ist selbstverständlich nicht der einzige Ort, wo Vielfalt herrscht, jedoch finde ich, dass man so viel Schlechtes über die Nordstadt von Dortmund hört, dass Menschen oft Angst haben, unseren Viertel zu besuchen. Dabei gibt es doch auch positive Dinge. Die Menschen machen den Viertel aus, definitiv. Ich finde, wir Menschen aus der Nordstadt sind schon ein Stückweit etwas Besonderes. Ich mag die Nordstadt! Mag sein, dass dies nicht der beste Ort in Dortmund ist, aber es ist der Ort mit dem meisten Charakter.